Michael, Wolfgang, Torsten und Diethelm beim 46. Nove Colli 2016 

Ein Bericht über vier OLC ler beim Nove Colli von Diethelm Kuttich

Hier zunächst die Vorgeschichte:

Im Jahr 2014 waren Michael (zum ersten Mal) und Wolfgang (zum x ten. Mal) beim Nove Colli in Cesenatico. Michael war von der Veranstaltung so begeistert, dass er beschloss, da muss ich wieder hin. So begann er im Jahr 2015 die Werbetrommel  zu rühren um weitere Mitstreiter zu finden. Da es den einen aber im Mai bereits zu warm, den anderen zu voll war, hatte er wenig Erfolg.  Lediglich Torsten und ich zeigten Interesse im nächsten Jahr  mitzufahren. Nun begann die Aktion: Anmeldung. Das ist beim Nove Colli wie bei vielen großen Veranstaltungen: du musst verdammt schnell sein, denn die 10.000 Startplätze sind im nu ausgebucht und wie nicht anders zu erwarten, waren wir zu langsam. Alle Plätze waren vergeben. Ich dachte mir schon Glück gehabt; der Kelch ist nochmal an mir vorübergegangen. Doch da hatte ich die Rechnung ohne Wolfgang gemacht. Für ihn war klar, dass wir die Startplätze auf jeden Fall bekommen. So setzte er alle Hebel in Bewegung (ganz besonders Petra die im Hotel Giulietta e Romeo an der Rezeption arbeitet und auf dem Bild zu sehen ist) und wie für ihn nicht anders zu erwarten, kam im Februar die Meldung:  

Wir freuen uns Sie hiermit informieren, dass es mit der Einschreibung endlich mal geklappt hat! Sie sind offiziell an die Nove Colli 2016 angemeldet.

Somit war klar: Jetzt muss ich da durch und ich startete das Projekt „Nove Colli 2016“

Zunächst informierte ich mich erst mal worauf ich mich da eingelassen hatte.

Der Nove Colli ist ein jedermann Radrennen, dass mit Start und Ziel in Cesenatico jedes Jahr Ende Mai ausgetragen wird.  Die Strecke führt auf 205 km über neun Berge (daher auch der Namen Nove Colli) mit 3840 Höhenmetern. Ich entdeckte aber auch, dass eine leichtere Stecke mit 132 km und vier Bergen mit nur 1871 Höhenmeter angeboten wird.  Mir war sofort klar, dass ist meine Strecke und mit etwas Training sollte ich die Strecke auch schaffen.   

Somit war auch klar, dass im Trainingslager im April in Cesenatico das Radtraining in diesem Jahr an erster Stelle steht um die nötige Form für den Nove Colli aufzubauen.

Das Trainingslager als Vorbereitung auf den Nove Colli.

In diesem Jahr war in Cesenatico alles anders als in den vergangenen Jahren. Ich war diesmal nicht beim Decatlon, nicht im Romania Center, auch nicht zum Laufen im Park und schon gar nicht im Pinienwald in Cervia. Selbst zum morgendlichen Strandlauf habe ich es auch nur einmal geschafft. Und selbst das Auto wurde nach der Ankunft bis zur Abfahrt nicht bewegt, da Anke ihr eBike dabei hatte und alle Marktbesuche mit dem Rad erledigte. Den einzigen Pausentag nutzte ich um mit dem Rad nach Cervia zufahren um mir meine geliebten Frutti de Mare zu gönnen. Ansonsten war ich jeden Tag mit dem Rad unterwegs und habe in den neun Tagen 540 Trainingskilometer  zurückgelegt. Im Vergleich zu Michael, der es in derselben Zeit auf 1000 km gebracht hat, zwar etwas bescheiden, aber der will ja auch die lange Strecke fahren. Auch habe ich in den Tagen wieder viele  schöne Orte entdeckt. Einige kannte ich schon aus den vergangenen Jahren aber Monte Leone und auch San Giovanni in Galilea waren neu dabei. Am vorletzten Tag sind wir noch zum Barbotto gefahren um auch diesen schweren Anstieg einmal live zu erleben. Der Barbotto ist auf meiner Nove Colli Strecke der letzte Anstieg, der es aber in sich hat. Hier die Daten: Länge 5,5 km, Höhenunterschied 352 m, Durchschnittssteigung 7 %, Max. Steigung 18 %.

Pause in der Barbotto Kneipe Bild mit dem Wirt. 

Nach diesen neun Trainingstagen ging es wieder zurück nach Frankfurt um dort noch einige Trainingskilometer zu bewältigen. Das waren vor allem einige Einheiten am Feldberg und um den Feldberg im Taunus. Als letzte Trainingseinheit wollte ich noch die 115 km am Pfingstsamstag in Bimbach in der Rhön fahren. Als das Thermometer aber nach 40 km auf 600 m Höhe nur noch 4,9 Grad angezeigt hat, war die Motivation auf dem Tiefpunkt angelangt und ich beschloss, dass an diesem Tag 79 km auch reichen.

Aufbruch zum Nove Colli

Am Dienstag nach Pfingsten sind Michael und ich dann nach Cesenatico aufgebrochen. Am selben Tag ist auch Wolfgang mit seiner Mutter in Cesenatico eingetroffen. Da das Wetter sehr gut war, beschlossen wir am Mittwoch noch eine Trainingsrunde zum Barbotto um uns auf die Veranstaltung einzustimmen. Am Donnerstag sind wir dann unsere Startunterlagen abholen gegangen und mussten hier allerdings feststellen, dass die Größenangaben für Radtrikots in Italien nicht mit den Deutschen übereinstimmen. Michael hatte für sich die Größe „M“ gewählt und Wolfgang und ich die Größe „L“. Nach der Anprobe stellten wir jedoch fest, dass die Größe „L“ für Michael nicht zu groß ist und Wolfgang und ich auf „XXL“ ausweichen mussten. So schlenderten wir an diesem Tag  durch Cesenatico um uns zu entspannen und die Sonne zu genießen.

Am Freitag sind wir dann noch zu einer letzten gemütlichen 70 km Runde über Monte Leone nach San Giovanni  in Galilea aufgebrochen. Hier wollten wir in der Sonne noch gemütlich einen Cappuccino trinken. Doch kaum waren wir in San Giovanni in Galilea angekommen, war uns klar; das wird heute nichts. Eine Gruppe deutscher Rentner mit Rennrädern saß ebenfalls in der Kneipe, und  hatte im Begleitfahrzeug ein Schifferklavier dabei und belästigten die Umwelt mit allerlei unmöglichen Schlagern (z.B. „zwei kleine Italiener“). Als sie begannen „In München steht ein Hofbräuhaus“ zu spielen, war es an der Zeit zu zahlen und weiterzufahren. In Santarcangelo haben wir dann Torsten getroffen, der erst am Freitag anreisen konnte, und hier ist es uns dann gelungen gemütlich einen Cappuccino zu trinken.

Am Samstag haben wir nach einem gemütlichen Frühstück die Radmesse rund um das Hochhaus in Cesenatico besucht. Hier wurden an vielen Ständen Räder, Komponenten, Zubehör und Radbekleidung angeboten. Auch hat jeder nochmal nach seinem Rad geschaut, dass auch am nächsten Tag alles in bestem Zustand ist.

Der Sonntag begann um  5 Uhr mit einem kurzen Frühstück. Danach hat sich jeder für das Rennen vorbereitet und um 5:45 Uhr sind wir dann zum Start aufgebrochen. Schon hier zeigte sich, dass die Veranstaltung bestens organisiert ist. An jeder Straßenkreuzung standen Einweiser, die uns den Weg zu unserer Startaufstellung zeigten. Um 6 Uhr wurde die italienische Hymne gespielt und mit einem Kanonenschuss wurde die erste Gruppe auf die Strecke geschickt. Danach folgten in kurzen Abständen die nächsten Gruppen.

Da wir vier in einer Startgruppe waren, sind wir gemeinsam um 6:24 Uhr gestartet. Michael und Torsten haben sich gleich abgesetzt, während ich  mit Wolfgang zunächst die ersten Kilometer gemeinsam gefahren bin. Hier wurde mir schnell klar; du wirst mit deiner Geschwindigkeit weit hinten im Feld landen, denn ich wurde auf den ersten Kilometern von sehr vielen Radlern mit hoher Geschwindigkeit überholt. Nach 28 km erreichten wir in Bertinoro die erste Steigung. Als kurz nach Bertinoro bei km 34 die Straße sehr eng wurde und der Anstieg zum Polenta (287 m) begann, war erst mal auf ca. 500 m Schieben angesagt.

Danach jedoch hatte sich das Feld soweit auseinandergezogen, dass die weitere Strecke sehr gut zu befahren war. Nach der Abfahrt nach Fratta Terme (59 m)  folgte in Landschaftlich sehr schönen Gegend  der Anstieg nach Pive di Rivoschio (397 m), um dann wieder bergab nach Linaro (141 m) zu gelangen. Nun war bereits die Hälfte der Strecke und der Anstiege geschafft und es wurde langsam anstrengend. Der Anstieg zum Ciola (486 m) war sehr unangenehm, da man glaubte der höchste Punkt sei erreicht, es aber nach einigen Meter bergab wieder bergauf ging. Doch auch dieser Berg wurde gemeistert und es folgten die Abfahrt nach Mercato (134 m) und der Anstieg zum Barbotto (515 m). Da ich diesen Berg bereits im April und vor vier Tagen bewältigt hatte, wusste ich worauf ich mich einstellen musste. Auch konnte ich bereits Mitte der Steigung einige Rennradler, die ihr Rad schoben, überholen, was mir zusätzliche Motivation gab. Aber auch ich musste die letzten Meter schieben, da 18 % Steigung auch für mich zu steil und es auch in der Sonne inzwischen schon sehr warm geworden war. Oben angekommen, habe ich mir in der Kneipe am Barbotto erst mal einen Cappuccino zur Stärkung gegönnt. Hier habe ich dann auch Wolfgang wiedergetroffen, der nur unwesentlich schneller als ich war. Nach der Stärkung ging es dann auf den letzten 40 km Richtung Cesenatico meistens bergab, so dass ich nach einer Netto Fahrzeit von 6:53 Std erschöpft aber zufrieden das Ziel erreichte. Danach ging es gleich weiter in Hotel, wo ich mit Wolfgang erst mal gemütlich ein Bier genoss. Torsten hatte das Ziel kurz vor uns erreicht und auch Michael erreicht ca. zwei Stunden nach uns das Ziel, so dass wir alle sehr erfolgreich und auch zufrieden waren. Nach dem wir alle ausgiebig geduscht hatten, ließen wir den Tag mit einem ausgiebigen Abendessen gemeinsam ausklingen. Am nächsten Tag war für Michael und mich der Urlaub zu Ende und wir mussten die Heimreise antreten. Wolfgang und Torsten sind noch einige Tage in Italien geblieben und einige gemütliche Runden gefahren.

Hier noch ein paar Zahlen zur Veranstaltung:

An der kurzen Strecke waren 5763 Teilnehmer im Ziel und auf der Langen 4273.

Michael  belegte mit  09:46:01 den 3319. Platz auf der langen Strecke. Torsten mit  07:03:24 den 5173. Platz, Wolfgang mit 07:35:46 den 5493. Platz und ich mit 07:37:32 den 5512. Platz auf der kurzen Strecke.  

Auch der Veranstalter hat ein Résume gezogen. Hier ein Auszug: 12.000 Anmeldungen, 10.288 Teilnehmer, ein perfekter statistischer durchschnittlicher Abfall, der sich normalerweise bei 10/ 15% bewegt), 10.068 klassifiziert: 4262 für die Langstrecke, 5748 für die Mittelstrecke, 58 Radwanderer. 152 Disqualifikationen  durch den Organisationsverband für das Überspringen der Startaufstellung oder für unsportliches und unfaires Verhalten auf der Rennstrecke. Nur 68 Personen haben es nicht geschafft, ihre Probe zu beenden. Etwa hundert wurden ohne schwere Folgen medizinisch behandelt. An den neun Erfrischungspunkten entlang der Strecke wurden 7080 Törtchen, 5064 Fruchtsäfte, 37,3 kg löslicher Kaffee, 72 kg Zucker, 15 kg Honig in Tütchen, 2964 1,5l Flaschen Cola, 200 kg Honigtorte, 312 kg Mürbeteig Kuchen, 120 kg Brioches, 221 kg Pizzateilchen, 35 kg Salzgebäck, 44 kg Zitronen, 8 kg Äpfel, 55 kg Pampelmusen, 14 kg Gluten freie Produkte, 1400 kg Bananen, 38 kg Orangen ausgeteilt. Unter anderem wurden 12.624 Energieriegel, 1124 Piadine , 4950 Grana Snacks, 170 kg Donuts, 10.750 Brötchen, 345 kg Mineralsalze für insgesamt 9500 Liter, 9999Plastikteller, 62.000 Plastikbecher, 36.750 Servietten verteilt. Schwindelerregend sind die Zahlen, die sich bei der Pasta Party, organisiert vom Colonia Agip, Sitz des Ziel der Veranstaltung, ergeben haben. Nur an einem Tag, Sonntag 22.Mai, wurden ca. 6000 Mal Speiseeis, 280 kg Spanferkel, 440 kg Würstchen, 3100 Teigfladenbrote, 10.000 Pasta  Gerichte, 281 kg Bananen, 200 kg Zitrusfrüchte, 500 Mal gegrilltes Gemüse, 250 kg vegetarische Gerichte, 100 kg Pizzateile, 100 kg Mürbeteig Kuchen und Salzgebäck herausgegeben. Übergehend zu den Getränken sind wie folgt gezählt worden: 25 Hektoliter Bier, 12.000 Enervit Sport Drink Flaschen, 3000 Flaschen Cola, 3 große Korbflaschen Wein, 5000 Flaschen Erfrischungsgetränke und Säfte, 40 kg Kaffee, 7000 1/2 l Flaschen Wasser, 250.000 gemachte Aufnahmen, 52. 000 Sicherheitsnadeln, 30.000 Kabelbinder für die Nummern,  20 für die Presse reservierte Motorräder, um das Event zu dokumentieren. 14 Krankenwagen und 14 Sanitäter Motorräder. Ein Erstversorgungspunkt am Ziel und eine Koordinierungszentrale. 26 Defibrillatoren, etwa hundert im Gesundheitswesen beschäftigte Arbeitnehmer während der Manifestation einschließlich Gesundheitspflegepersonal, Ärzte, eingesetzte Fahrer und ehrenamtliche Helfer. 1.100 engagierte freiwillige Helfer.

Nach der  erfolgreichen Veranstaltung planen wir im Jahr 2018 am 48. Nove Colli teilzunehmen. Vielleicht haben wir dann mehr Teilnehmer vom OLC.

Mit sportlichen Grüßen

Diethelm

 

Hier noch zwei Bilder von einer Verpflegungsstelle:

Und ein zufriedener Michael am Barbotto: