33. Brüder Grimm Lauf

Am 9. Juni 2017 startete bereits die 33. Auflage des Internationalen Brüder Grimm Lauf. Der einzige Läufer, der bei allen Läufen finishte, ist Kultläufer Kalli Flach. Auch dieses Jahr meisterte er wieder die 82 km Gesamtdistanz, obwohl er nächstes Jahr bereits 80 Jahre alt wird. Es lief zwar nicht mehr ganz so rund wie früher und seine Gesamtzeit von knapp 12 Stunden reichte nur zum letzten Platz. Trotzdem!

Respekt!

Bei manchem Offenbacher Yeti Jäger (mich inklusive), lief es dieses Jahr auch nicht rund, obwohl wir von Kallis Altersklasse noch ein gutes Stück entfernt sind.

Dabei fing alles so gut an. Die erste Etappe war in weiten Teilen neu gestaltet. Eine Änderung die bei den Teilnehmern durchweg Zustimmung fand. Sie führte nur noch kurz an der Autobahn entlang und zweigte dann in den Wald ab. Eine Änderung die sich die Läuferschaft lange gewünscht hatte. Da  die Strecke auch noch an einigen Windungen der Kinzig vorbei führte,  entpuppte sie sich zudem noch als Hingucker. Es gab also nichts zu meckern. Trotzdem. Ein kleiner Verbesserungsvorschlag muss sein:
„Liebe Sabine (Veranstalterin), bitte sei so gut und bestelle im nächsten Jahr das Gewitter ab. Dann ist alles perfekt.“

Nun ist die erste Etappe noch nicht sehr aussagekräftig, da sich erst ab der 3. Etappe herausstellt wer seine Kräfte richtig eingeteilt hat und wer nicht. Für die Offenbacher Yeti Jäger galt das in diesem Jahr allerdings nicht. So fand sich Björn nur auf Platz 16 wieder, was für den Gesamtsieger des Jahres 2015 nicht überambitioniert war.

Damit nicht genug. Zur 2. Etappe trat er erst gar nicht mehr an. Grund: Der Bub war malad. Schwester Anja ließ sich davon anstecken und trat ebenfalls nicht mehr an. Damit war Papa Diethelm der letzte Mohikaner aus dem Kuttich Clan. Ich war mir sicher, dass er durchhalten würde. Schließlich hatte er sich vorgenommen, bei der Siegerehrung der M60 auf dem Podium zu landen.  Außerdem ist er mit nunmehr 26 BGL Teilnahmen auf Platz 3 der ewigen Teilnehmerliste. Damit ist er neben Uli Amborn (29 Teilnahmen) einer von 2 Teilnehmern, die Kalli ein bisschen auf  die Pelle rücken. Dieser Status musste unbedingt gehalten werden.

Neben den beiden Kuttichs war auch von Melanie Buhtz keine Spur zu sehen. Sie musste leider am Samstag arbeiten und konnte somit nur 3 von 5 Etappen laufen. Schade. Denn wenn jemand in Form war, dann Melanie. „Liebe Mel. Ich finde Dein Arbeitgeber könnte ruhig ein bisschen mehr Rücksicht auf die wichtigste Laufveranstaltung des Jahres nehmen!“ Melanie lief übrigens für die Goldmarien, was angesichts ihrer blonden Mähne durchaus passend war.

Dafür schnupperte Fabian Leiendecker erstmals BGL Luft. Testweise hatte er sich für die 2. Etappe angemeldet und kam gleich als 25. ins Ziel. Damit war er hoch zufrieden. Mal schauen ob er sich nächstes Jahr das ganze Programm gibt. Ansonsten war auch die 2. Etappe nicht aussagekräftig. Allerdings bauten sich hier die ersten Hügel auf und ließen jeden erahnen, was einem bei den nächsten 3 Etappen an Herausforderungen bzw. Grausamkeiten bevorstand.

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Interessant war wie immer die Pause zwischen 2. und 3. Etappe in Neuenhaßlau. Sie  findet stets in der Schule statt und dürfte für die Anwohner ein farbenfrohes Highlight gewesen sein. Denn der Schulzaun mutiert an diesem Tag regelmäßig zur größten Wäscheleine Hessens. Hier landen Trikots, Laufhosen, Socken, Unterhosen, Stirnbänder, BHs, Handtücher und mehr oder weniger geruchsneutrales Schuhwerk. Mithin alle Kleidungsstücke, die auf der 2. Etappe durchgeschwitzt wurden und zur nächsten Etappe wieder trocken sein sollten.

Für das leibliche Wohl sorgt ein örtlicher Verein mit einer kräftigen Nudelsuppe, Getränken und einer passablen Kuchentheke. Das Schöne an dieser Pause ist, dass es sie überhaupt gibt. Denn anders als bei anderen Laufveranstaltungen, fahren die meisten Teilnehmer nicht schnurstracks nach Hause, sondern bleiben vor Ort. So kommen Kontakte zustande, die anderswo keine Chance haben.

Den größten  Teil der Pause verbringt man i.d.R. mit dem Versuch ein Nickerchern zu halten. Bei schönem Wetter (wie wir es heuer hatten), bleiben die meisten draußen. Der Rest geht in die Turnhalle und versucht eine freie Matte zu ergattern. Diejenigen die es schaffen kurz einzuschlafen werden kurze Zeit später (d.h., viel zu früh) von einer unruhigen Meute aus dem Schlaf gerissen. Ich habe nie verstanden warum 1½ Std. vor der jeweiligen Etappe eine nicht zu stoppende Unruhe bei den Läufern einkehrt. Sobald der erste Reisverschluss sein typisches RITSCHRATSCH Geräusch macht, ist der Dominoeffekt nicht mehr aufzuhalten und für Schlafwillige ist der Drops gelutscht.

Für die meisten begann die 3. Etappe um 16:30 Uhr. Ja Ihr habt richtig gelesen. Hier steht „für die meisten“. Denn Kalli  wurde bereits 15 min früher auf die Reise geschickt. Damit wollte man vermeiden, dass das Ziel unnötig lange offen gehalten werden musste. Es stellte sich jedoch heraus, dass diese 15 Minuten nicht reichen. Deshalb erhielt er auf den letzten beiden Etappen sogar einen Vorsprung von jeweils 30 Minuten. Für den großen Rest war die 3. Etappe ein erster Test, ob und wenn ja wie gut man mit seinen Kräften gehaushaltet hat. Für mich war es ein zähes Ringen und es deutete sich an, dass die letzten beiden Etappen keine Selbstläufer würden. Mit dieser Erkenntnis war ich jedoch nicht allein, wie sich am nächsten Tag zeigen sollte.
Zuerst einmal war jedoch Nudelparty angesagt. Dies ist jedes Jahr ein stimmungsvolles Highlight, dass ich mir grundsätzlich nie entgehen lasse. Hier gibt es nicht nur eine große Nudel- und Salatauswahl sondern auch ein kulturelles Programm.  Es besteht zum einen aus einer Tombola und einem frei erfundenen Märchen alà Jochen Herringhaus und einem kulturellen Auftritt auf der Bühne. Diesmal war es ein Musik Duo, das altbekannte Lieder spielte.

Anders als in den Vorjahren gab es dieses Jahr keinen großen Yeti Jäger Stammtisch, da bereits einige von uns die Segel gestrichen hatten und selbst Diethelm ausnahmsweise vorzeitig zum Übernachten nach Hause gefahren war. Dafür saßen Jürgen, Wolfgang W. und ich an einem Tisch mit den Laufbotschafterinnen des “Lauf für mehr Zeit“.

Wir hatten einen netten Abend, auch wenn die Tombola wie immer ergebnislos verlief. D.h. weder der begehrte Gutschein für den nächsten BGL, noch die nicht ganz so begehrte Gelnhäuser Äppelwoi Garnitur fühlte sich zu meiner Losnummer hingezogen. Egal. Dabei sein ist alles.

Am nächsten Morgen fehlten 2 weitere Yeti Jäger. Wolfgang Wegert und Wolfgang Bauer mussten den ersten 3 Etappen Tribut zollen. Auch ich hätte allen Grund gehabt auszusteigen, denn meine Zeiten sollten spürbar in den Keller gehen. Dafür war Goldmarie Melanie wieder gut gelaunt am Start. Wenigstens eine die noch frisch war. Ansonsten waren vom OLC nur noch Diethelm und  Jürgen da.

Diethelm sollte heute tatsächlich mal unter Beweis stellen,  dass er auch bergauf laufen kann. Diese Gelegenheit bot sich speziell auf der 4. Etappe, wo es nur bergauf und bergab ging. Tatsächlich schaffte er es nicht nur seinen 5. Platz zu stabilisieren sondern sogar noch seinen Vorsprung auf den 6. platzierten der M60 auszubauen. Für mich reichte es gerade noch zu einer Zeit unter 2 Stunden. Dabei war die 4. Etappe immer meine beste Etappe. Ich dachte mir: „Sei fröhlich und lächle, denn es könnte noch schlimmer kommen.“ Also war ich fröhlich und lächelte und es kam schlimmer.

Womit wir auch schon bei der 5. Etappe sind. Die Hitze hatte sich rechtzeitig zurückgemeldet. Das scheint ein  Naturgesetz zu sein. Wahrscheinlich liegt das daran, dass man bei dieser Etappe besonders lange der Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, so dass sich ein Hitzeeinbruch richtig lohnt. Wer die Etappe kennt, denkt jetzt automatisch an das Tal des Todes, wo man knapp 10 km auf asphaltierten Wegen durch Wiesen und Felder läuft. Zuvor musste jedoch noch  ein ekelhafter Buckel überquert werden,  der einem gleich am Anfang die letzten Körner aus dem Leib zog. Es handelt sich um eine Rampe von 1,5 km Länge, die sogar im Vorderfeld für längere Fußmärsche sorgt. Danach hieß es nur noch Hirn ausschalten und irgendwie Richtung Ziel quälen.

Dort angekommen hatte ich ein paar neue persönliche Schlechtleistungen aufgestellt. Knapp 2:25 Std für die 18 km der letzten waren schon reichlich desolat. Damit bin ich zum ersten Mal über 2 Std. geblieben. Und das gleich überaus gründlich. Ferner war meine Gesamtzeit von 9:14 Std satte 42. Min. langsamer als mein bisheriger langsamster Auftritt. Außerdem war ich erstmalig Letzter in meiner Altersklasse. Als wäre das nicht genug, offenbarte ein Blick in die Statistiken eine weitere  Schlechtleistung. Es gab in der Geschichte des BGL noch keinen Läufer der auf Platz 366 langsamer war als ich. Der 2. Schlechteste war immerhin 28 Minuten schneller als ich.

Was lernen wir daraus?

STATISTIKEN SIND GRAUSAM !!!

Doch ist das ein Grund aufzuhören.  Mitnichten! Kalli macht’s vor und so soll es sein. Ich bin mir sicher, dass auch wieder bessere Zeiten kommen. Deshalb bleibt es dabei.

Niemals aufgeben !!!

Diethelm hat übrigens auch auf der 5. Etappe geschwächelt. Er konnte jedoch einen knappen Vorsprung auf Platz 6 ins Ziel retten. Der andere Offenbacher Yeti Jäger in der M60 war sogar noch erfolgreicher. Uli Amborn sicherte sich in 5:46 Std. den 1. Platz. Gratulation.

Erwähnen möchte ich auch noch Jürgen Reiser, der die M40 gewann und erstmalig für die Yeti Jäger am Start war. Wenn Björn durchgehalten hätte, hätte es vermutlich zu Platz 2 in der Mannschaftswertung gereicht. So mussten wir mit Platz 7 vorlieb nehmen.

Das obligatorische Finisher Trikot war diesmal übrigens knall orange. Man hätte fast glauben können, dass das Orga Team eine Hommage an die Niederlande plante. Tatsächlich gewannen denn auch 2 Holländer und 2 weitere landeten in den Top 15. Es sei Ihnen gegönnt. Schließlich haben unsere liebenswürdigen Nachbarn beim Fußball regelmäßig das Nachsehen.

Alles in  allem haben wir wieder ein tolles Wochenende mit einer perfekten und liebenswürdigen Organisation erlebt. Es wird bestimmt nicht mein letzter BGL gewesen sein.

Sportliche Grüße

Norbert Leiendecker